Was ich vor drei Jahren noch nicht vom nächsten Tag (18.1.18) wusste…

Donnerstag, 18.01.2018! Ein alltäglicher Donnerstag, der als einzige Besonderheit „Friederike“ hatte, jenen Wind, Sturm und Orkan der durch Deutschland zog. Dass der Tag für mich ein ganz besonderer bleiben wird, zeigte er mir um 14:19 schmerzhaft deutlich. Die Geschichte davor und danach ist meine und deshalb hier nicht von Bedeutung.
Was mir unter dem Strich immer bleiben wird ist die Erkenntnis, dass Angst nicht die Seele aufisst, sondern sie weicher werden lässt und dadurch stärker macht. Todesangst, nackte Angst um das bisschen Leben war bisher nur ein Wort für mich, da ich bisher sanft und behütet um solche Erfahrungen einen Bogen machen konnte. Artikel und Berichte zu diesem Thema überflog ich flüchtig, da mir der Bezug und die Bedeutung des Wortes „ANGST“ nicht klar war. Ich will hier einfach in Kurzform „MEINE ANGST“ fühlbar machen, und zeigen was ich auf ihrem Grund gefunden habe.
Unverständnis, Verwirrung, Entsetzen und höllischer Schmerz, bis zu dieser Stufe hatte ich Erfahrungen gesammelt. Aufstehen und weitermachen war immer möglich und die Situation bald vergessen. Druck, Schmerz, eingeklemmt, eingesperrt, bewegungsunfähig und fast keine Luft zum Atmen waren die Ausgangssituation, in der ich mit der Angst ein Verhältnis einging. Sekunden der Stille, dann diese Hilflosigkeit, wirre Gedanken an Kleinigkeiten und Oberflächliches, denen ein verzweifelter Hilfeschrei folgte. HILFE, weil hilflos! Zeit zu denken, dass es das nicht gewesen sein kann, an die Kinder, und doch dieser Wunsch das dieser Schmerz einfach aufhören soll, egal wie. Dankbar dieser Frau sein, die als erste Worte für mich fand, zwar nicht helfend am Umstand, aber einfach Worte des Trostes und der Hoffnung gab. Ich habe mich vor zwei Tagen mit ihr persönlich unterhalten. Es berührte mich tief, als ich erkannte, dass sie an der Hilflosigkeit damals mehr zu arbeiten hat als ich. Dabei tat sie alles was möglich war und legte einen Pragmatismus an den Tag, der sie Gegenstände einsammeln und säubern ließ. Sie war der erste Engel in meiner Angst.
Mein Kampf gegen das Sterben, nichts anderes war es in diesem Moment für mich, nahm bunte Formen an. Ich kam ganz auf meinen Grund, dorthin wo meine Seele noch nie war. Das Leben schickte mir dann Sascha, einen Helden des Alltags, Rettungssanitäter und Engel Nummer Zwei! Er hielt meine Hand, sagte einfach: Ich bin Sascha und ich bleibe egal was passieren wird immer bei Dir. Polizei, Notärztin, Feuerwehrleute wurden zu Randfiguren in meiner kleinen Welt. Da war ein Mann, hielt meine Hand und ich vertraute ihm ohne Vorbehalt. Worte, kleine Gesten, dass kostbarste der Welt. Als ich das Bewusstsein verlor war er da, und als ich zwischendurch aufwachte war er da, immer an meiner Seite. Momente, in mir eingerahmt und an die Wand gehängt.
Jetzt, drei Jahre später, erkenne ich in mir, dass ich demütiger und wieder geerdet worden bin. Ich lasse bunte Luftballons und Illusionen an mir vorbei, jage nicht mehr dem Leben hinterher, sondern gehe mit dem Leben Hand in Hand. Ich will von diesem Grund auf dem ich war, immer wieder nach Bildern tauchen, um nicht zu vergessen, dass ich lebe um zu leben.